Gundi Feyrer
Die Flotte und die Farbe
Sie hatte eine Flotte und kam dahergelaufen wie die Flut, die eine Zeitliche ist.
Hinter ihrem Rücken waren Teile zu sehen, die jemand gegeneinander verschob während sie lief. Der, der die Teile verschob, war nicht zu sehen und sie, die eine Flotte hatte, kam dahergelaufen wie die Flut, die eine Zeitliche ist
Flotten fließen und Teile werden jeden Tag gegeneinander verschoben wenn einer sich bewegt.
So scherzten alle weiter in ihren Schürzen, so wie sie es immer taten.
Die mit der Flotte war längst vorbeigegangen, als sie vor einer Farbe stehenblieb.
Die Flut ist eine Zeitliche, die immer mit der ganzen Welt gefüllt ist.
Die Flut ist immer voll.
Nun öffnete sie sich und die ganze Welt flog heraus wie ein Ganzes.
Die mit der Flotte griff danach, nahm es und lachte, daß es krachte. Sie lachte, daß es krachte und steckte sich alles in den Mund.
Die Welt flog um sie herum während sie murmelnd ihre Füße suchte.
Die ganze Welt flog herum und war ein Ganzes.
Die ganze Welt flog um sie herum und war ein Ganzes und sie, die eine Flotte hatte, steckte sich alles in den Mund.
Die Flut ist eine Zeitliche und läßt die Welt immer wieder zurück.
Die gab es jetzt in einem Stück.
Die mit den Schürzen liefen herum um zu angeln was da so herumflog.
Die Welt und die Farbe waren voneinander getrennt.
Das Ganze hatte jetzt keine Farbe mehr und die Farbe hatte jetzt kein Ganzes mehr. Auch die Flut hatte keine Farbe mehr.
Sie, die eine Flotte hatte, hatte danebengegriffen und eine scherzende Schürze auf dem Kopf. Sie lachte, daß es krachte und alles auseinanderflog. Die Bäume wogten wie eine Woge und bogen sich um eine Hälfte. Sie, die eine Flotte hatte, bog sich nach Kräften mit den Bäumen die wie eine Woge wogten.
Die Flut ist eine Zeitliche und als sie die ganze Welt herausgeschleudert hatte, hatte sie sie aus der Hand gegeben.
Die Welt war da.
Die Welt war da und hatte keine Farbe mehr.
Das sahen alle.
Alle sahen es und drehten sich, um so über etwas zu wischen, von dem die Farbe noch nicht weggewischt worden war.
Aber alles war weggewischt worden.
Nirgendwo fand sich auch nur ein einziger Wisch mit einer Farbe.
Die Farbe aber war da weil alle es wußte.
Die Farbe aber war da aber sie floß nicht.
Die Farbe aber war da aber ohne zu wischen.
Sie, die eine Flotte hatte, hatte alles gesehen und kam dahergelaufen wie die Flut, die eine Zeitliche ist.
Hinter ihrem Rücken waren Teile zu sehen, die jemand gegeneinander verschob während sie lief. Der, der die Teile verschob, war nicht zu sehen und sie, die eine Flotte hatte, kam dahergelaufen wie die Flut, die eine Zeitliche ist. Flotten fließen und Teile werden jeden Tag gegeneinander verschoben wenn einer sich bewegt.
Die mit den Schürzen wogten wie eine Woge mit den Bäumen, als sie, die eine Flotte hatte, dorthinblickte.
Zöpfe blinkten auf und nieder.
Die mit den Schürzen wogten wie eine Woge mit den Bäumen und die Farbe blieb verschwunden.
Die mit der Flotte suchte die Farbe, die irgendwo sein mußte, denn jeder wußte, da die Farbe irgendwo sein mußte.
Die Welt flog um die Köpfe herum, als sie, die eine Flotte hatte, die Farbe irgendwo fand.
Die Welt flog um die Köpfe herum und sie, die eine Flotte hatte, kam dahergelaufen wie die Flut, die eine Zeitliche ist.
Sie hatte die Farbe irgendwo gefunden und floß nun mit ihr im Blinken der Zöpfe und sie sah das Saugen der Welt.
Die Flut, die sich geöffnet hatte indem sie eine Zeitliche ist, sah das Saugen der Welt, während die Schürzen wogten wie eine Woge mit den Bäumen, die wischten und wischten über alles hinweg während sie, die eine Flotte hatte, mit der Farbe während die Welt saugte und jeden Tag Teile gegeneinander verschoben wurden.
Aus: Geheimnisse verändern sich. Hamburg: Kellner Verlag 1989. Berlin: Wiens Verlag 1991.