Pierre Unik: Die Nacht der Zeiten

Alles was über die Zeit geschrieben wurde die vergeht
Die Zeit die auf mich so gut zu verziechten vermag
Ist dazu da ein Bild zu liefern von der elementaren Geschichte
Einer verlorenen Stunde
Verloren
In einem Theater wo plötzlich
Zwischen Bühne und Zuschauerraum
Eine Geste sich aufschwang ohne Bezug zu dem Stück das man gab
Sie war wie eine Billardkugel die zu weit rollt oder wie ein im falschen Moment heruntergefall'nes Papier

Und man befand sich so wenig in einem Theater
Eine verlorene Stunde
Ein Morgenmensch
Trifft sich auf der Straße
Mit einem unterbroch'nen Kartenspiel
Aus einem Baum fällt ein Flaschenhals
Drei Frauen stürzen los
Zu drei verschiedenen Augenblicken des Tages
Um am Rande des Bürgersteigs
Denselben Briefumschlag aufzuheben
Und ihre Hand hält 30cm überm Boden inne
Denn dieser Briefumschlag ist offensichtlich leer
Besitzen diese kleinen Vorfälle nichts das mich inspirieren könnte
Und weshalb sollte das Leben eines Menschen exemplarisch sein
Mehr als das vollkommene Zusammentreffen einer Offenbarung mit der Erinnerung an diese Offenbarung

Um auf das Drama zurückzukommen das uns alle beschäftigt
Der Kopf in nutzlosem Räderwerk
Die Hände sie halten den Kopf
Der Leib der dahintreibt über ein
Hohles Gewässer
Alle Augen einer sehr großen Menge von Menschen
Richten sich leidenschaftslos
Auf einen Feuermelder der still in Flammen steht

 

Übersetzung: Heribert Becker 

Aus: "Le Surréalisme au Service de la Révolution", Nr.5, 1933, zitiert nach: Das surrealistische Gedicht, hg. von Heribert Becker, Edouard Jaguer und Petr Král, Frankfurt / Main 1985.